Aggression und Gewalt

Man muss schon die Augen verschließen, die Ohren zuhalten – also den Medienkonsum einstellen, um nicht mehr mit der alltäglichen Gewalt konfrontiert zu werden. Wie in dem Spielfilm „A History of Violence“ von 2005 bricht die Aggression in das normale Leben ein und macht auch vor Idyllen keinen Halt.

 

Wir kennen den heißen Zorn und die kalte Wut und wenn man den Psychologen glauben darf, dann zählt die Wut zu den sieben Basisgefühlen des Menschen.

 

Und wir fragen uns: weshalb gerät der angeblich zivilisierte Mensch immer wieder in das Triebwerk extremer Gewalt; wie ist es möglich, dass ganze Nationen, ganze Kulturen ein gigantisches Mordwerk der Vernichtung, der ethnischen Säuberungen, des Genozids aus sich selbst heraus erzeugen? Was im Menschen bringt die unbegreiflichen Gräueltaten des Holocausts im Hitler-Deutschland, den Völkermord in Ruanda, das Hamas Massaker vom 7. Oktober 2023 hervor? Erklärende Versuche gibt es unzählige, die sich mit der Beschreibung der Gewaltentstehung auseinandersetzen und in der Folge mit Angaben der gut gemeinten und selten wirksamen Gewaltprävention auffahren.

Unsicherheit und Vertrauen

Ein Wechselspiel menschlicher Erfahrung

Unsicherheit und Vertrauen sind zwei grundlegende Bausteine menschlicher Beziehungen und Erfahrungen. Beide begleiten Menschen durch sämtliche Lebensbereiche – sei es in der Familie, im Berufsleben, in Freundschaften oder in gesellschaftlichen Strukturen. Während Unsicherheit häufig als unangenehmer und vermeidenswerter Zustand empfunden wird, bildet Vertrauen eine der wichtigsten Ressourcen zum Umgang mit Ungewissheit und Unbekanntem.

 

Unsicherheit bezeichnet einen Zustand, in dem zukünftige Entwicklungen, Motive anderer Personen oder die Bedeutung von Ereignissen nicht eindeutig sind. Sie entsteht durch fehlende oder widersprüchliche Informationen, komplexe Situationen oder durch eine begrenzte Kontrolle über äußere Umstände. Unsicherheit ist ein natürlicher Teil des Lebens: Niemand kann mit vollständiger Gewissheit voraussagen, was morgen geschieht. Sie kann sowohl belastend als auch anregend sein – je nachdem, wie Menschen damit umgehen.

 

Unsicherheit kann Angst, Stress und Überforderung auslösen. Gleichzeitig kann sie jedoch auch Neugier, Kreativität und Anpassungsfähigkeit fördern. Menschen reagieren unterschiedlich darauf: Einige suchen nach Sicherheit und Kontrolle, andere lassen sich auf neue Erfahrungen ein und entdecken darin Wachstumspotenzial.

 

Vertrauen ist eine wesentliche Kraft, um mit Unsicherheit umzugehen. Es ermöglicht Menschen, sich auf andere zu verlassen, Risiken einzugehen und Hoffnung auf positive Entwicklungen zu bewahren. Vertrauen ist keine blinde Zuversicht, sondern ein wohlüberlegtes Wagnis, das auf Erfahrungen, Intuition und Informationen gründet.

Unsicherheit und Vertrauen sind eng miteinander verwoben. Gerade weil Unsicherheit ein unvermeidbarer Teil des Lebens ist, ist Vertrauen so bedeutsam. Es schafft die Grundlage für Kooperation, Innovation und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Je mehr wir anderen Menschen vertrauen, desto weniger Informationen benötigen wir über ihre Absichten und Strategien. Wir sparen Zeit, gewinnen Freiräume und können uns in der Kultur der höflichen Nichtbeachtung einrichten, die das mehr oder weniger gefahrlose Zusammenleben in komplexen Gesellschaftsordnungen überhaupt erst möglich macht.

 

Neben dem Vertrauen in andere ist das Selbstvertrauen eine entscheidende Ressource, um mit Unsicherheit umzugehen. Wer auf die eigenen Fähigkeiten und Werte vertraut, kann Herausforderungen konstruktiv begegnen und auch in unübersichtlichen Situationen handlungsfähig bleiben.

Angst und Mut

Angst ist eine Reaktion, Mut ist eine Entscheidung

…soll Winston Churchill gesagt oder geschrieben haben.

Dauernd Angst zu haben oder aber ständig furchtlos sein Leben zu gefährden – eine gelungene Balance zwischen beiden Extremen ist die Grundlage nicht nur emotionaler Gesundheit.

Angst verengt den Blick, sie schnürt das Herz ein, zwingt die Gedanken in einen Kreisverkehr ohne Ausfahrt. Sie beherrscht die Gefühle, lässt für nichts anderes mehr Platz. Angst ist keine angenehme Empfindung, bleibt gleichzeitig aber eine völlig unverzichtbare emotionale Grundlage des menschlichen Lebens. Schließlich vermittelt das dumpfe Gefühl im Magen unmissverständliche Warnungen vor drohenden Gefahren und schmerzhafte Erinnerungen an Verhaltensweisen, die man schon zuvor einmal lieber gelassen hätte: Angst hilft uns dabei, aus Fehlern klug zu werden.

Nicht von ungefähr stammt das deutsche Wort »Angst« vom lateinischen Wort »angustus« ab, das »eng,« »beschränkt« oder »bedenklich« bedeuten kann. Genau das macht die Angst aus: Sie reduziert mögliche Reaktionen von Körper und Psyche auf Kampf oder Flucht, Totstellreflex (oder Rückzug in die Menge/Gruppe). Wenn die Angst langfristig das Steuer im Kopf übernimmt, bleibt vom Leben kaum mehr etwas übrig. Aber kurzfristig, wenn echte Gefahr droht, sichert sie das Überleben, indem sie alles andere unterordnet – auch den Verstand.

Angst erfordert aber auch einen Gegenspieler, der ihrer Herr werden kann – einen Mechanismus, der emotional belastende Situationen zu verarbeiten hilft, sobald sie überstanden sind. Solch ein Mechanismus darf die Erfahrung zwar nicht völlig vergessen machen – der Lerneffekt wäre dann ja ebenso verloren – sondern muss vielmehr das emotionale Gedächtnis so ausbalancieren, dass erlebte Ängste nicht bestimmend über alle Lebenssituationen werden. „Du musst Dir nicht alles von Dir gefallen lassen“

Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist das Verlernen von Angst und Furcht nicht etwa passivem Vergessen, sondern scheint vielmehr ein aktiver Prozess zu sein, bei dem nicht etwa die erlernte Angst-Assoziation gelöscht, sondern ein neues Gefühl von Sicherheit und Selbstbehauptung signalisiert wird.