Als junger Mann saß ich, weiß bekittelt, in der Psychiatrie einer Universitätsklinik einem gestandenen Mann(sbild) gegenüber, der von Angstzuständen und Panikattacken berichtete. Ich arbeitete mein diagnostisches Werkzeug ab, ging emphatisch auf mein Gegenüber ein und isolierte einige Treiber seines Befindens. Mein Supervisor und Lehrtherapeut war mit mir zufrieden – während ich selbst, je länger der Prozess lief, ein substantielles Unbehagen verspürte – war mir doch die Lebenswelt meines Klienten, der Vorarbeiter in einem Produktionsbetrieb war, ziemlich fremd. Diese Einschätzung, nur abstrakt und auf der Begriffsebene mehr oder minder anschlussfähig zu sein und nicht wirklich ein Leben zu verstehen, ließ in mir den Entschluss reifen, der durchaus geliebten Psychotherapie Valet zu sagen und das „wahre“ Leben und seine Alltagserfahrungen kennen zu lernen (heute wüsste ich, dass ein damals noch nicht so genanntes Mobbing am Arbeitsplatz wohl ursächlich Grund für die klinischen Befunde meines Patienten war).
Während meiner folgenden Berufsjahre und -jahrzehnte war ich der klinischen Psychologie und Psychotherapie immer verbunden, habe mich kontinuierlich weitergebildet und gezielt und regelmäßig therapeutisch gearbeitet. Das Arbeiten in Unternehmen als Führungskraft und das Wirken als Berater in unterschiedlichen Organisationen kann und sollte man (auch) mit einem psychologischen Blickwinkel begleiten, wie ich es in der 1995-er Monographie zur „Praxis der Veränderung in Organisationen“ dargelegt habe. In der Figur/Grund Metapher der Gestaltpsychologie ist der „Grund“, die Folie oder die Rahmenbedingung das psychologische Geschehen, vor und auf dem sich die Figur des konkreten Tuns, der aktuellen Situation abspielt (und bei der das Vergangene zum „Grund“ gehört), alle denkbaren Formen von Störungen inbegriffen. Deswegen ist es bei jeder Diagnose so wichtig, den Lebenslauf abzubilden, in den sich eine Problemlage hineingearbeitet hat.
Meine methodischen und therapeutischen Wurzeln sind stark kognitionspsychologisch: